7 days no wash

Consultation room
Diese wunderschöne, kluge Frau will alles von mir wissen. Also informier ich sie über den allgemeinen                         Gesundheitszustand, Schlafverhalten, Stuhlgang, Periode. Auch übers Häkeln will sie alles wissen, aber das hat wohl keine therapeutische Grundlage.


Cafe Latte

Wenig später bringt eine der Schwestern einen Plastiksack voller Mixturen in mein Zimmer. Alles dunkelbraun in verschiedenen Konsistenzen und mit malayalamesischen Schriftzeichen etikettiert. Ich rieche vorsichtshalber an einem Fläschchen, das ein Dekokt enthält. Kein Kaffee. Schade.


Farniente

Stunden vergehen, in denen ich auf das Los meines Schicksals warte. Werden sie mich erbrechen lassen? Oder drei Tage lang Ghee trinken, wie die slowenischen Damen, die ganz gelb um die Nase waren? Ich häkle zwei Reihen, schreibe ausgiebig Tagebuch, lies hier ein bisserl und dort ein wenig. Da empfohlen wird, sich geistig nicht zu sehr anzustrengen meditiere ich zwischendurch, mach Entspannungsübungen. Oder ich schaue staunend hinaus ins indische Land und lass mich davontragen von den Geräuschen, Gerüchen und Eindrücken. Gut. Alles, was ich mir zum süßen Zeitvertreib vorgenommen habe, habe ich in wenigen Stunden ausprobiert. Funktioniert alles. Wie gehts weiter?


Das Los

Am späten Nachmittag werde ich abgeholt. Kein Erbrechen. Kein Ghee. Treatment straight away. (Ich gebe zu, ich bin ein bisschen enttäuscht, die Sache mit dem Ghee hätt mich gereizt. Außerdem sitzt in mir dieser Glaubenssatz fest, dass nur was bringt, wofür man sich kasteien muss. Geschenkt kriegt man nix in diesem Leben ...  es muss ja nicht immer weh tun oder gelbe Nasen machen, damit es Wirkung zeigt, hat eine weise Frau zu diesem Thema gesagt und darauf hab ich mich vorläufig eingelassen...) 


Reisschlacht im Treatment room

Snehavasthi - to start with. Eine Darmspülung mit heilkräftigem Ghee. Nachher werde ich lange von zwei Therapeutinnen simultan am gesamten Körper mit warmem Kokosöl und anschließend einem heißen, in Milch getränkten Sack voll gekochtem Reis ein- und abgerieben. Zu guter Letzt öffnen sie die Säcke und verteilen den Inhalt über meinen Körper. Jede Ergotherapeutin hätte ihre Freude an dieser Gatschschlacht. Man könnte mich im Running Sushi als Maki verkaufen. Das Ganze wird mit einem langen grünen Blatt wieder von der Haut gezogen. 


Nach der warmen Dusche darf ich nochmal auf den blankpolierten Massagetisch. Mit Watte auf den Augen nehme ich knistern und rascheln wahr. Den Geruch von Kampfer und Öl. Lange Zeit sind die Therapeutinnen mitVorbereitungsarbeiten beschäftigt. Flüstern miteinander.


Highway to heaven

Dieser sanfte Ölstrahl auf meiner Stirn trifft mich völlig unvorbereitet und löst eine magische Reaktion aus. Binnen Sekunden weicht die Anspannung aus meinem Körper, fließt mit dem Öl dahin. Im Zeitraffer sinken die Augen in die Augenhöhlen, genauso schnell bin ich schwer wie Blei. Dieser unaufhörliche Ölstrahl auf der Stirn fließt sanft kitzelnd über den Kopf, bahnt sich einen lustvollen Weg durch die Haare. Kontinuierlich von links nach rechts nach links nach rechts... Eine Ewigkeit lang. Denken wird beinahe unmöglich. Nur noch spüren und wahrnehmen. Es fühlt sich an wie der Zustand von Yoga Nidra. Und hält auch nachher noch lange an. 


Okay?

Benommen nehme ich wahr, wie Öl aus meinen Haare gerubbelt wird. Ich stelle mir vor, wie das mit dem Haarewaschen anschließend mit Kübel und Becher wohl funktioniert. Egal. Ich bin im Paradies. 

Als ich hinausgehen will, holt mich die Therapeutin zurück, ¨Nathalie¨, sie sieht mich mit großer Ernsthaftigkeit an, ¨7 days no wash!¨

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