Möglichkeiten & Yogawege

Die Behandlung der letzten vier Tage lief immer nach dem selben Schema ab wie an Tag 1. Dazugekommen ist seit Montag früh Soudheep. 


Groß. Drahtig. Schwarzes Haar zum Seitenscheitel gekämmt. Eleganter Moustache. Rollt morgens leise mit seinem Motorrad hier vorm Tor des Hospitals an, nachdem er bereits woanders die sattvische Morgenzeit beim Yogaunterricht verbracht hat. Kommt energiegeladen auf die Dachterrasse und legt los. Wir sind sechs Damen verschiedenen Alters und Nationalitäten, die sich unter seinen Anweisungen und kreisenden Adlern auf Frühstückssuche synchron mit breath und mind bewegen. 


Die Art seines Yoga ist streckenweise anders als das mir bekannte. Jeden Tag steigert er die Herausforderung. Nimmt anspruchsvollere Übungen dazu. Dehnt den Zeitraum aus, den wir auf dem von Wellblech geschützten Dach verbringen. Es ist ein faszinierendes Gefühl, Yoga hier in seiner Geburtsstätte zu praktizieren. 


Endlich in der Erkenntnis angekommen, dass ich kein Ghee trinken werde und genügend Restenergie habe, entscheide ich mich, bei Soudheep einen Yoga Therapy Course zu besuchen. Allabendlich sitzen wir uns im ¨Klassenzimmer¨ auf Schilfmatten gegenüber und Soudheep führt mich mit seinem tiefen Wissen und seiner berauschenden Euphorie für sein Fach in die Philosophie und therapeutischen Zusammenhänge des Yoga ein. 

Sein Wissen gründet auf intensivem Studium der yogischen Schriften, jahrelanger Praxis und einem offenen Geist, der auch die Herausforderungen und Kontexte der modernen, westlichen Welt kennt und in die Interpretation der alten Schriften einfließen lässt. Ich lass mich von seinem Wissen, seinen ausladenden Gesten und der Freude, die dem zugrundeliegt, davontragen und für ein paar Stunden schweben wir auf diesem fliegenden Zauberteppich dahin.


Und mitten im Geschehen trifft mich die Erkenntnis wie ein Sternspritzer, dass alles da ist, was ich mir wünschte. Ohne Kasteiung. Ohne Übelkeit. Zart und vielversprechend. Ja, ist das denn die Möglichkeit!! ;)

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Kommentare: 2
  • #1

    Sabrina (Donnerstag, 04 Februar 2016 08:17)

    sooooo schön, liebe Nathalie. vielen dank, dass du uns mitfühlen, mitlachen und mitweinen lässt

  • #2

    Andy Leitner (Donnerstag, 04 Februar 2016 18:07)

    Meinaseel, do werden Erinnerungen wach! Bis ja kaum a paar lakh meters von Mangalore entfernt, wo Netradevi entstanden is. Und in Cannanore bei der Western India Plywood Co. homa des Sperrholz bestellt. Ich hoff, du kannst auch paar Tage die vielfältige Kultur kennenlernen und geniessen. Rameshwaram, Madurai, Mysore, all within reach.
    Have fun and enjoy